Ihr fragt mich häufig, wie ich neben meiner Spardosen-GmbH finanziell aufgestellt bin. Ich glaube dann muss ich mich jetzt als finanzieller Kontrollfreak outen. Ich habe länger gezögert, ob ich mal etwas zu meinem privaten 6 Konten Modell schreiben soll, denn es ist vielleicht etwas extrem. Ich habe informell etwas im interessierten Bekanntenkreis recherchiert. Dabei musste ich feststellen, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die ihr finanzielles Verhalten systematisch untersuchen und optimieren. Gerade sehr viele Gutverdiener lassen sich komplett treiben. Ich bin so ziemlich das Gegenteil davon. Aber eins nach dem anderen.

Was ist ein Konten Modell überhaupt?

Die Grundidee hinter einem Kontenmodell ist es deine finanziellen Transaktionen in gewisse Kategorien einzuteilen. Wer spontan überlegt kommt zum Beispiel auf Kategorien wie „Lebensmittel“, „Kleidung“, „Kinderbetreuung“, „Auto“, „Wohnen“ oder „Vermögensaufbau“. Eine solche Einteilung gibt dir die Möglichkeit zu regelmäßigen Zeitpunkten auszuwerten in welchen Kategorien du die höchsten Ausgaben hast. So könntest du dich beispielsweise dafür interessieren wie hoch deine Ausgaben für Lebensmittel pro Monat, pro Quartal oder pro Jahr sind. Eine andere Perspektive ist es die verschiedenen Konten als Budgets zu verstehen. Das heißt du setzt dir monatliche Limits für bestimmte Kategorien, die du nicht überschreiten möchtest.

Warum ist es sinnvoll ein Konten Modell zu nutzen?

Wie bereits erwähnt ist ein guter Grund für ein Konten Modell, dass du einen genauen Einblick in dein finanzielles Verhalten bekommen kannst. Wie viel Geld versenkst du in Starbucks, Mc Donalds oder für Apps? Wie sehen deine Kosten für Lebensmittel aus wenn du ein Quartal lang bei Aldi einkaufst oder ein Quartal lang bei Edeka. Stimmt dein Gefühl, dass du zu viel Geld für Technik-Gadgets ausgibst oder ist es vielleicht doch im Rahmen. Wie viel gibst du für dein Auto pro Jahr aus?

Neben diesem rein informativen Zweck kannst du aber ein Konten Modell auch zur Steuerung und Deckelung deiner Ausgaben nutzen in dem du deine Konten als Budgets verstehst. Du könntest dir beispielsweise ein monatliches Budget für Restaurantbesuche setzen oder ein Jahresbudget für Reisen oder Klamotten. Solange das Budget nicht verbraucht ist bist du im grünen Bereich und kannst deine Ausgaben in vollen Zügen genießen. Sobald die Budgetgrenze überschritten ist heißt es seine Wünsche aufzuschieben bis wieder ein ausreichendes Budget vorhanden ist.

Welche Erfahrungen habe ich mit verschiedenen Konten Modellen gemacht?

Was Konten Modelle betrifft habe ich vermutlich die volle Bandbreite an Experimenten gemacht. Begonnen hat es vor vielen Jahren mit einer simplen Unterscheidung zwischen Ausgabenkonto und einem Investmentkonto für den langfristigen Vermögensaufbau. Die Idee dahinter war einfach das Motto „Bezahle dich selbst zuerst“ von Bodo Schäfer. Nach Bodo Schäfer sollst du am Anfang jeden Monats einen festen Betrag auf ein separates Konto für Investitionen überweisen. Ausgehend von dieser einfachsten aller Varianten gibt es alle denkbaren Arten von Konten Modellen. Manche sind zu simpel um dir einen Mehrwert zu bieten andere zu detailverliebt und nicht praxistauglich im Alltag.

Nachdem ich über die Jahre mit verschiedenen Kontenmodellen experimentiert habe, nutze ich jetzt schon seit längerer Zeit das 6 Konten Modell nach T. Harv Eker.

Das 6 Konten Modell nach T. Harv Eker

Nach diesem Modell gliederst du deine Finanzen in die folgenden 6 Kategorien:

Necessities (NEC: 55%)

Über dieses Konto zahle ich Dinge wie Lebensmittel, Kleidung, die Rate oder Miete für die Wohnung oder Haus sowie Gebühren und Steuern, Kosten für den Kindergarten oder die Schule meiner Kinder, Versicherungen oder Kosten für mein Auto oder meinen Weg zur Arbeit. Also im Grunde alle Notwendigkeiten (engl.: Necesseties) die im Alltag anfallen.

Die Standardempfehlung ist es, dass die Ausgaben des NEC-Kontos ungefähr 55% deines monatlichen Gesamtbudgets ausmachen.

Long Term Saving for Spending (LTS: 10%)

Über dieses Konto zahle ich größere, nicht alltägliche und nicht zwingend notwendige Ausgaben. Das kann die neue Ledercouch sein, die Flugreise mit der Familie oder der Fernseher. Mehrere LTS Unterkonten können sinnvoll sein. Im Idealfall sind meine LTS-Abgänge im Schnitt geringer als die LTS-Zugänge so dass sich über die Jahre in kleinen Schritten Geld ansammelt und das Polster für unvorhergesehene Ausgaben wächst, quasi mein eigener Notfall-Fonds.

Die Standardempfehlung ist es 10% deines Monatsbudgets auf dein LTS-Konto zu überweisen. Falls du wie ich LTS-Unterkonten führst, teilst du die 10% einfach entsprechend deiner Prioritäten auf diese Unterkonten auf.

Education (EDU: 10%)

Das Geld auf diesem Konto wird in die persönliche Bildung investiert. Dazu gehören bei mir ein Audible Abo, die Gebühren für die Bibliotheken, die ich nutze, Finanzbücher und eBooks die ich kaufe, aber auch Online-Kurse und Seminare. Wie ich immer wieder erwähnen muss sind Investitionen in hervorragende Kurse unschätzbar wertvoll und das einzige was ich bereue ist nicht schon früher damit angefangen zu haben.

Seit ich meine eigene Spardosen GmbH gegründet habe, konnte ich einige dieser Kosten für meine finanzielle Bildung in meine Kapitalgesellschaft auslagern und steuerlich absetzen. Ebenfalls Kosten, die über das EDU-Konto fließen sind der Klavierunterricht für meinen Großen und die Kunstkurse für meine Zwillinge.

Du solltest laut Empfehlung ca. 10% deines Gesamtbudgets für das EDU-Konto einplanen.

Financial Freedom Account (FFA: 10%)

Die Transaktionen auf deinem FFA-Konto werden dich im Lauf der Zeit Reich machen. Mein FFA-Konto ist für mich eine absolute Einbahnstraße im positiven Sinn. Von hier fließt kein Kapital auf meine anderen Konten zurück bis zu dem Zeitpunkt an dem ich meine finanziellen Ziele erreicht habe. Von meinem FFA-Konto fließt das Geld in die verschiedenen Anlagen ob Aktien, P2P-Kredite, Immobilien, Edelmetalle, mein Crypto Portfolio oder Kapital für meine Spardosen GmbH. Selbst wenn ich meine finanziellen Ziele erreicht habe entnehme ich von meinem FFA-Konto nur die Erträge aber niemals etwas vom Grundkapital.

Jeden Monat sollten 10% deines Einkommens auf dein FFA-Konto fließen.

Give (GIV: 5%)

Das Give-Konto ist deine finanzielle Basis um etwas an die Allgemeinheit zurück zu geben. Einige sehen das Konto relativ locker und nutzen es auch für die Bezahlung von Geschenken an Freunde und den weiteren Familienkreis. Ich persönliche nutze es beispielsweise unter anderem um unserem DHL-Mann zu Weihnachten eine finanzielle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Oder für eine Spende an den Robinson Spielplatz e.V., der preiswerte aber tolle Events und Freizeiten für Kinder organisiert. Andere verstehen es so dass die Ausgaben des GIV-Kontos vor allem an Bedürftige oder gute Zwecke gehen sollten, zu denen man im Alltag keinen direkten Bezug hat.

Daran dass die Eingänge auf diesem Konto die empfohlenen 5% meines Gesamtbudgets ausmachen muss ich ehrlich gesagt noch arbeiten. Aber es ist ein gutes Gefühl Geld einsetzen zu können um etwas Gutes für andere zu tun.

Play (PLY: 10%)

Das ist das absolute Lieblingskonto meiner Frau. Spaß beiseite: Der Zweck dieses Kontos ist es dich regelmäßig selbst zu belohnen. Sei es der simple Besuch des Fast Food Restaurants deiner Wahl mit den Kids, oder das Wochenende mit deiner Liebsten. Vielleicht die neuen AirPods oder die stylischen Nike Sneekers? Ausgemachtes Ziel dieses Kontos ist es jeden Monat bis auf Null gedrückt zu werden.

3 Varianten zur Umsetzung des 6 Konten Modells

Ebenso wie es viele verschiedene Konten Modelle gibt, gibt es unendliche Möglichkeiten das 6 Konten Modell umzusetzen. Im Folgenden beschreibe ich dir meine Erfahrungen mit verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten.

Konto via Excel auswerten

Auf deinem Girokonto kannst du die 6 verschiedenen Kategorien des 6 Kontenmodells tracken. Viele Girokonten bieten die Möglichkeit per Hand Kontoumsätze zu Kategorien zuzuordnen. Einige Konten bieten sogar Funktionen an, die Umsätze automatisch mit Kategorien versehen.

Diese Zuordnungen kannst du dann im Nachhinein ändern, falls die Automatik falsch lag. Falls du ein oder zwei Girokonten führst kannst du pro Girokonto dann monatlich diese Listen nach Excel exportieren und dort genauer auswerten. So kannst du feststellen wo du mit den verschiedenen Budgets für NEC, FFA, PLY, LTS, GIV und EDU am Monatsende stehst. Das funktioniert ganz brauchbar, ist aber immer noch mit regelmäßiger Handarbeit verbunden und meistens eine Nachbetrachtung, weil kein Mensch sich mehr als einmal pro Monat diese Arbeit machen will.

Ausgabentracking über Finanzsoftware

Als Informatiker und Automatisierungsfreak habe ich mir dann Finanz-Softwarelösungen angeschaut und eine zeit lang die Software Finanzblick verwendet. Finanzblick erlaubt es dir die Umsatzdaten aller deine Bankkonten auf einen Blick zu sehen. Dazu musst du in der Software die Zugangsdaten zu deinen Konten hinterlegen. Finanzblick zieht sich dann automatisch die Umsätze und bereitet die Daten graphisch in verschiedenen Diagrammen für dich auf.

Das funktionierte ganz passabel, trotzdem mussten natürlich die Umsätze der verschiedenen Konten zum Teil per Hand nachklassifiziert werden. Die Software kann zwar feststellen was du für Wohnen, Amazon oder dein Auto ausgibst aber nicht ob es sich dabei um NEC, PLY, EDU, GIV, oder LTS handelt. Diesen Job musst du also von Hand erledigen. Lohnt sich der ganze Aufwand um am Schluss festzustellen ob ich jetzt noch Spielraum für mein PLY-Konto habe? Die Antwort für mich persönlich war irgendwann: nein.

Die für mich perfekte Lösung für das 6 Konten Modell

Die Extremlösung, aber für mich die perfekte Lösung ist es für jedes der Budgets des 6 Konten Modells tatsächlich ein eigenes Girokonto zu verwenden. Die Budgetierung am Monatsanfang ist dadurch unglaublich simpel. Ich habe 5 Daueraufträge über die am ersten jedes Monats festgelegte Beträge auf die 5 verschiedenen Girokonten fließen. Beim Bezahlen zücke ich einfach die entsprechende Kredit bzw. EC-Karte. Bei mir (und meiner Liebsten) hat sich darüber beispielsweise eingebrannt, dass PLY für N26 steht.

Ebenso ist die Budgetüberwachung vollkommen trivial. Es genügt ein Login in meine N26 App um zu sehen wieviel Geld für Spaß für den Rest des Monats noch übrig ist. Ebenso sehe ich mit einem Login in meine ING App ob das LTS-Budget für den geplanten Zweiturlaub in Frankreich ausreicht. Ein Login in der Fidor App zeigt mir wieviel Geld ich diesen Monat in Bitcoin angelegt habe, wie die Erträge aus meinen P2P Investments bei Kapilendo laufen oder wie hoch meine Daueraufträge für das Depot sind.

6 Konten Modell: Welche Bank?

Dank der vielen kostenlosen Angebote von Direktbanken wie DKB oder FinTechs wie N26 kostet mich diese superbequeme Führung eines 6 Kontenmodells entweder gar nichts oder unglaublich wenig.

Im Folgenden findest du eine aktuelle Übersicht von Anbietern, mit denen du ein 6-Kontenmodell umsetzen kannst. Wenn du über einen der Links in diesem Artikel ein Konto eröffnest dann unterstützt du mich und das Mit-Rückenwind-Projekt damit finanziell. Für dich wird das Konto dadurch nicht teuer.

Die Geldflüsse in meinem 6 Konten Modell

6 Konten Modell nach T. Harv Eker
Meine Umsetzung des 6 Konten Modells

Wie sieht dein Kontenmodell aus?

Du kennst jetzt mein bevorzugtes Kontenmodell und weisst wie ich es umsetze. Findest du es freakig oder sinnvoll? Hast du auch schon mit Konten Modellen experimentiert oder überlegst du noch, ob ein Kontenmodell für dich Sinn macht? Führst du es „Old School“ oder komplett digital? Kommst du mit einem Giro aus, oder nutzt du auch mehrere. Würdest du ein Konto auf meiner Empfehlungsliste gegen einen besseren Anbieter eintauschen? Hinterlasse mir dein Feedback als Kommentar.


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Mario R

Hey, nutze Wiso MeinGeld um das umzusetzen und finde das mit automatischen Regeln auch sehr cool.
habe einen Filter, wo ich nur Dinge, die keiner Regel ensprechen sehe und dafür Regeln anlege, sodass alle anderen Buchungen quasi keine Zeit kosten.
Weiterhin habe ich für V+V Konten (Vermietung Immo) SKR97 eingesetzt, sodass Ich fertig gebuchte (nicht doppelte Buchführung) Listen für die Steuer dann habe

Lg!!

Rolf

Wie ich sehe ist der Artikel von 2019. Da inzwischen fast alle Banken (auch die ING etwa) Gebühren auf Konten erheben, die keinen externen Geldeingang haben, wird der Spaß mit 6 Konten etwas teuer. Man kann auch leider nicht Geld auf ein ING Konto erhalten und es dann an die restlichen verteilen, da diese dann nach wie vor keinen externen Geldeingang haben.

Meine Lösung ist deutlich einfacher, ein Zweikontenmodell. Ich habe zwei Konten, A und B. Auf A landet mein Gehalt. Von diesem Konto geht per Dauerauftrag jeden Monat eine Summe X auf Konto B, die für alle Ausgaben ausreichen muss. Der verbleibende Betrag wird regelmäßig auf mein Broker-Konto überwiesen und investiert.
Da A und B nicht bei der gleichen Bank sind, zählen alle Geldeingänge als extern und machen die Konten gebührenfrei.

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